Warum der Dachs es verdient hat das „ Wildtier des Jahres 2010“ zu sein
Von Jürgen Huhn - www.erlebte-tierwelt.de
Endlich hat es Grimbart der Dachs nun auch geschafft, einmal ganz in der Öffentlichkeit zu stehen. Ohnehin befindet er sich als Kanzleidachs schon in guter, hilfsbereiter Gesellschaft.
Er hat aber auch noch ein zweites, natürliches Leben. Schon lange in unseren Wäldern zu Hause, führt er eine interessante,besonders soziale Lebensweise. Aber heimlich, in selbst gegrabenen Höhlen und im Dunkel der Nacht. Weder nützlich noch schädlich, aber er ist eine große Bereicherung unserer heimischen Tierwelt.
Was er aber nebenbei noch so alles fertig bringt, auch das sollte der Allgemeinheit nicht verborgen bleiben. Einige Episoden werden im Folgenden davon berichten.
Leider kommt es viel zu oft vor, das kleine, noch unselbstständige Dachswelpen durch den Straßenverkehr ihre Mutter verlieren. Sie würden dann verhungern. Doch es gibt Menschen, die auch Tieren in Not helfen. Das ist oftmals mit Aufregung und Ärger, doch auch mit lustigen und freudigen Begebenheiten verbunden.
1. Da war so ein kleiner Dachs, der im Haus lebte und frei herum laufen durfte. Dachse sind sehr sehr sauber und benutzen schon im Welpenalter nur das Katzenklo. Eines Tages duftete ein fertiger Zwetschenkuchen durchs Haus. Der Backofen blieb aber noch zu, denn warm schmeckt er besonders gut. Die Familie, noch im Garten, hörte plötzlich ein lautes blechernes ,klappern in der Küche. Der Hund! Nein, der saß ja mit im Garten. Alles stürzte in die Küche. Die Backofentür war runtergeklappt, das Kuchenblech herausgezogen und auf dem Kuchen der kauende Dachs. Unsere Vorfreude war dahin, der Dachs aber, bekam mehrere Tage einen besonderen kleinen Nachtisch. Gelegenheit macht eben Diebe, selbst wenn der Backofen geschlossenen ist.
2. Von Tag zu Tag nahmen die Unarten des kleinen Grimbart im Haus zu. Geöffnete Schränke, ganze Reihen rausgezogener Bücher, geleerte Papierkörper weit verteilt und vieles mehr. Er mußte raus, in die Gehege mit Schlafkammern. Von da aber freier Auslauf in das ganze Forsthausgrundstück. Aber auch hier fand der Frechdachs genug Abwechslung. Wäsche wurde von der Leine gezogen, Rosenstöcke ausgegraben und die Hühner fanden auch keine Ruhe.
3. Und vieles was erreichbar und für ihn attraktiv schien, wurde eingesammelt und ins Gehege getragen. Das Handy gehörte immer dazu. Sobald es sich meldete, war kurz danach auch der Dachs zur Stelle. Er wartete regelrecht bis man fertig war und es abgelegt hatte. Dann versuchte er irgendwie an das Handy heran zukommen, selbst am Gartentisch. Da dieser nicht sehr hoch, gelang das auch oft. Ihn traf deshalb immer die Schuld, das eine wichtige, familiäre Kommunikation nicht gleich möglich war. Wahrscheinlich sind die für ihn unangenehmen Töne der Grund, dieses Ding unbedingt wegzutragen. Er wird später im Wald, mit Seinesgleichen anders kommunizieren, lautlos,durch besondere Duftstoffe.
4. Auch unter guten Freunden kann es gelegentlich zu Zerwürfnissen kommen. Das grüne Gummikrokodil war ein neutrales Spielzeug. Es gehörte keinen, wurde aber von beiden sehr geliebt. Quinze der Deutsch-Drahthaar, ist zwar körperlich der Stärkere, doch der Dachs hatte in diesem Fall mehr Geduld und verschwand mit seiner Beute schnell ins Gehege. Ausdauer ist eben auch eine wichtige Eigenschaft, bei Auseinandersetzungen zwischen gleichrangigen Eigentümern oder aber der Klügere gibt nach.
5. Ab dem Sommer war ich mit dem Dachs viel im nächtlichen Wald unterwegs, aber er auch oft allein. Am folgenden frühen Morgen kam er wieder zurück. War er unterwegs, mussten alle Türen, außer seiner Kammer geschlossen sein. Zu gern machte er, vor dem schlafen gehen, noch einen Spaziergang durchs Haus. Eines Nachts aber blieben doch einige Türen nur angelehnt. Am morgen fand sich im Haus eine überaus nasse, schmutzige Spur. Sie führte vom Kellerduschraum, über Treppe und Flur ins Wohnzimmer und endete dort vor dem großen Sessel. Seine Sitzfläche muss nicht beschrieben werden. Der Dachs selbst aber lag trocken und schlafend in seiner Kammer. Was war geschehen?
Nach seiner Rückkehr hatte er auch gleich die offenen Türen entdeckt. In der Dusche vom Vortag noch die Wanne, voll mit Wasser. Ein unbeabsichtigtes Angebot für einen badefreudigen Dachs nach anstrengender Erdarbeit. Was lag danach näher, sich auf seinem schon immer geliebten Sessel auszubreiten. Angenehme Gewohnheiten weiß auch ein Dachs zu schätzen, er liebt es eben bequem und trocken zu liegen. Die Bilder zeigen natürlich einen Zeitpunkt, an der der Dachs dazu auch unsere Genehmigung besaß.
6. Wenn es darauf ankommt, kann ein Dachs aber auch sehr hart sein. Wird er bedroht oder ist sein Eigentum gefährdet, wird er sich sehr wehrhaft seinem Widersacher entgegenstellen. Nach vielen Wochen Erdarbeit im Wald, hatte er endlich einen Teil seines Baue´s fertig. Der Fuchs, auch ein Höhlenbewohner, würde niemals in diesen bewohnten Bau eindringen. Die Hunde der Baujäger aber tun es. Ihnen haben die Jäger eingetrichtert, dass der Dachs ihr Erzfeind ist, sie ihn angreifen und bedrängen müssen. Der Dachs wird dann ausgegraben und getötet. Die Hunde nehmen keine Rücksicht auf den Besitz des Dachses und seine Tagesruhe. Deshalb hat er das Recht sich gegen sie zu verteidigen. Mit seinem robusten Körper und dem überaus kräftigen Gebiss ist er den Hunden meist überlegen. Oft werden die dabei schwer verletzt oder sogar getötet. Niemand hat die Befugnis, ohne seine Zustimmung, in seinen Bau einzudringen, am allerwenigsten die abgerichteten Hunde der Baujäger. Es ist ja sein einziger Platz, an dem er Geborgenheit, Sicherheit und Ruhe findet. (Bild: Fotomontage)
7. Um seinen Bau besitzt der Dachs ein Territorium, das allein ihm gehört. Dort findet er seine erforderliche Nahrung. Die Grenze dieses Gebietes hat er an bestimmten Stellen markiert. Es sind eine Art Hausnummern, die fremden Artgenossen zeigen, dass dieser Teil bereits einen Besitzer hat. Manche Dachse aber halten sich nicht daran und betreten zur Nahrungssuche auch dieses Territorium. Auch hier besitzt unser Dachs die Berechtigung, die Eindringlinge, mehr oder weniger heftig auf den Besitzstand hinzuweisen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil der Widersacher oft stärker ist. Da Dachse aber untereinander sehr sozial sind, kommt es sehr oft zu einer friedlichen Verständigung. Sie tauschen untereinander Duftstoffe aus und sind damit befreundete Artgenossen. Nun darf auch der Eindringling in diesem Territorium nach Nahrung suchen.
Jürgen Huhn - www.erlebte-tierwelt.